Buchtipp: “Unser kleines Dorf”
von Werner Hörtner
Südwind-Magazin, Oktober 2010, Seite 38
Die Spannungen im bestehenden „System“ nehmen zu, sowohl in wirtschaftlicher als auch ökologischer Hinsicht, und bringen unseren Planeten aus dem Gleichgewicht. Das von den Innsbrucker Wirtschaftswissenschaftlern Josef Nussbaumer und Andreas Exenberger erarbeitete Buch „Unser kleines Dorf“ möchte diese Spannungen und Ungleichgewichte plastisch und greifbar machen.
Man stelle sich die Welt reduziert auf dieses kleine Dorf namens „Globo“ vor, bewohnt von 100 Menschen. Entsprechend den Dimensionen der heutigen Weltbevölkerung wohnen in Globo im Weiler Nordamerika 5 Personen, in Lateinamerika 9, in Europa (einschließlich Russland) 12, in Afrika 13 und im Weiler Asien 61 Menschen. Im Jahre 1825 lebten im selben Dorf gerade einmal 18 EinwohnerInnen, vor 100 Jahren waren es 27.
Das Buch demonstriert in anschaulicher Weise, unterstützt durch zahlreiche Grafiken von Stefan Neuner, die Entwicklungen der Vergangenheit, den Ist-Zustand und die Perspektiven in verschiedenen Bereichen der menschlichen Existenz: Bevölkerung und Wirtschaft, Landwirtschaft und Ernährung, Energie, Mobilität, Arbeit und Konsum. Die anteilsmäßige Verringerung der Weltbevölkerung auf ein 100-köpfiges Dorf erlaubt einprägsame Darstellungen der herrschenden Ungerechtigkeiten und Verformungen. So verfügen zwei „Globianer“ über die Hälfte des Dorfvermögens, während sich die Hälfte der Bevölkerung mit einem Prozent begnügen muss. Oder die brutale Realität, dass 17 BewohnerInnen des Dorfes hungern, während 11 fettleibig sind. Ähnliche Asymmetrien gibt es auch beim Energie- und Ressourcenverbrauch, beim Konsum, bei der Verteilung des Wohlstands usw.
Aus den Ausführungen über das heutige Leben in Globo geht hervor, dass das Dorf – sowohl die Menschen als auch die Umwelt – von zahlreichen Problemen geplagt wird. Die größten und vordringlichsten dieser Gefahren sind am Schluss in einem eigenen Kapitel zusammengefasst.
Eine originelle, aufrüttelnde und einprägsame Darstellung vom Zustand dieses Planeten. Die zahlreichen Fußnoten mit Erläuterungen, Literaturhinweisen und Webtipps stellen nicht nur eine nützliche Fundgrube dar, sondern können auch eine Ahnung davon vermitteln, wie viel Recherchearbeit hinter diesem Buch steckt.