“In welcher Welt leben wir?”
von Bernhard Mark-Ungericht
Gea Brennstoff, Nr 20, Mai 2010
Die Autoren dieses wunderbaren Buches – allesamt Wirtschaftswissenschaftler – versuchen sich in der Kunst der Verkleinerung. Aber was für eine Verkleinerung! Eine, bei der das große Ganze deutlicher hervortreten soll. Und es gelingt ihnen. Auf Basis anerkannter statistischer Daten wird die Welt auf die Größe eines Dorfes mit 100 Einwohnern geschrumpft, aufgeteilt in Weiler (Asien, Afrika, Europa, Lateinamerika, Nordamerika). Derart überschaubar lässt sie sich eben besser verstehen.
Mit dem Buch wird deutlich, dass der Mensch nicht nur ein Funke in der Geschichte des Lebens auf diesem Planeten ist, sondern es verdeutlicht auch den Skandal, dass uns – der menschlichen Gattung – dieser erdgeschichtlich flüchtige Augenblick Zeit genug war, nicht nur uns, sondern das gesamte Leben auf diesem Planeten zu bedrohen. Wir, ein flüchtiger Hauch in der Zeitgeschichte des Lebens, dürfen uns endlich als Herrscher der Welt fühlen. Der Preis für diese Krankheit der Macht ist Blindheit für die absolute Beispiellosigkeit des zerstörerischen Wandels in der jüngsten Vergangenheit. Aber: Dieses Buch ist ein Augenöffner. In bildhafter, angenehm verständlicher Sprache, fast im Plauderton und mit einer Prise Sprachwitz lässt uns das Buch immer wieder staunen. Ein neuer Blick auf die Geographie der Erde, auf die dramatischen Entwicklungen der letzten zwei Jahrhunderte wird da ermöglicht: Der Bogen spannt sich von der Zurückdrängung der Wälder über die extreme Bevölkerungsentwicklung, die Explosion der industriellen Produktion bis zur exorbitanten Zunahme von Giften in Boden, Luft, Wasser und Nahrung. Die Autoren schenken uns ein Panoptikum globaler Realität: Bevölkerungsentwicklung, Alterstruktur etc., Wirtschaft, Ernährung, Landwirtschaft, Energie, Verkehr, Arbeitswelt, Konsum bis hin zu den größten Bedrohungen, mit denen wir konfrontiert sind. Alles wird auf die überschaubare Welt des Dorfes zurückgerechnet.
Das Buch zeigt aber auch, dass der Mensch ein kreatives Wesen ist, und warum sollte er seine Kreativität nur zur Zerstörung einsetzen und nicht auch zu seiner Rettung ? Jedenfalls ist »Unser Kleines Dorf
das richtige Buch für alle im Bildungsbereich – vom Kindergärtner bis zur Universitätsprofessorin – und für alle an der Welt Interessierten. So spannend, so verblüffend, dass man nicht aufhören kann zu lesen und zu staunen!