Rezension: Leidenswege der Ökonomie
von Mag. Peter Danich
Politische Akademie
Sieben Jahre nach der Finanzkrise hat sich die Weltwirtschaft im großen und ganzen erholt und befindet sich wieder in einem moderaten Wachstum. Krisen wie hohen Schwankungen bei Wechselkursen und Rohstoffpreisen, teils enormen Staatsschulden und neuen geopolitischen Spannungen. Trotzdem lebt eine Vielzahl von Menschen – auch in Europa – in einer unwürdigen Subsistenzwirtschaft, flüchten immer mehr Menschen aus Afrika über Land und in Booten vor den untragbaren Lebensbedingungen, ist in großen Teilen der Welt Kinderarbeit selbstverständlich, sind genügend Nahrung und Wasser für viele nicht mehr als ein schöner Traum. Wie passt das zusammen? Wie ist es möglich, dass es kein Aufsehen erregt, wenn ein alter Mann, der gezwungen ist, auf der Straße zu leben, erfriert, während eine Baisse um zwei Punkte in der Börse Schlagzeilen macht? Warum sehen sich große Massen der (Welt)Bevölkerung ausgeschlossen und an den Rand gedrängt – ohne Arbeit, ohne Aussichten, ohne Ausweg?
„Diese Wirtschaft tötet“, lautet die prominente Anklage von Papst Franziskus auf obige Fragen, die betroffen machen sollten (aus: Enzyklika Evangelii Gaudium, Papst Franziskus, 24.11.2013). „Ebenso wie das Gebot „Du sollst nicht töten“ eine deutliche Grenze setzt, um den Wert des menschlichen Lebens zu sichern, müssen wir heute ein „Nein zu einer Wirtschaft der Ausschließung und der Disparität der Einkommen sagen.“
Ausgehend von einem Vortrag zur globalen Hungerproblematik beim Institut für Umwelt, Friede und Entwicklung in Wien und der Papstenzyklika ist bei Josef Nussbaumer und seinen Co-Autoren dann die Idee zum vorliegenden Buch gereift. Die Metapher eines Kreuzweges dient im Buch dazu, um das Leiden von Milliarden Menschen zu veranschaulichen, die von der gegenwärtigen Weltwirtschaft betroffen sind. Vierzehn „Kreuzwegstationen“ sind jeweils einem globalen Problem gewidmet, die fünfzehnte und letzte Station präsentiert dann eine Reihe von Hoffnungsszenarien für eine bessere Welt.
Josef Nussbaumer ist Wirtschaftswissenschaftler und Nachrichtensammler. Die Kreuzwegstationen führen zu zahlreichen Kurzmeldungen, die aufrütteln; zu Themen wie Hunger, Produktionsbedingungen, Konsum, Umgang mit Ressourcen, Mobilität, Verteilung der Arbeit. Einfach zum Nachdenken sind Bilder, illustrative Graphiken, und viele Quellenhinweise bzw. Querverweise. Würde die Umsetzung der Milleniumsziele wirklich nur rund ein Achtel der weltweiten Rüstungsausgaben kosten? Das macht schon sehr betroffen.
Das Buch wird am Donnerstag, 18. Juni 2015, 18:00 bis 19:30 Uhr, im Otto Mauer Zentrum, Währinger Straße 2-4, 1090 Wien, vorgestellt (www.iufe.at) Im Rahmen der Buchpräsentation erwarten Sie die Buchautoren mit einem Impulsvortrag und der Vorstellung ihres Buches. Mag. Johannes Mindler-Steiner (IUFE) führt Sie als Moderator durch den Abend. Abschließend gibt es die Möglichkeit der Vernetzung bei Erfrischungsgetränken und Knabbereien. Der Erlös des Buchverkaufes am Veranstaltungsabend kommt dem Canisibus der Caritas Wien zugute.