WIA – Die Welt in Kleinformat

Rezension: “Die Welt in Kleinformat”
von Katharina Ötzbrugger
Wirtschaft im Alpenraum, November 2011, Seite 50

Es war einmal ein Dorf namens Globo, das zur Zeit des Anthropozäns, jenem Erdzeitalter, in dem der Mensch anfing, auf die Umwelt einzuwirken (vergleichbar mit natürlichen Einflüssen Beginn: ab der Industrialisierung), stetig wuchs. Waren es im Jahr 1825 lediglich 18 Menschen, die das kleine Dorf bewohnten, so waren es 1900 über 27 und 1950 ca. 42 und 2000 bereits 100. Weil es derzeit so ist, dass jedes Jahr ein Mensch stirbt und zwei geboren werden, bewegen sich heute 112 Personen in Globo. D.h., dass die Bevölkerung Globos alle drei Jahre um dieselbe Zahl an Menschen wächst wie während der ersten 1.500 Jahre christlicher Zeitrechnung, das haben unter anderem die beiden Wirtschafts- und Sozialhistoriker der Uni Innsbruck und Autoren des Buches „Unser kleines Dorf“, Prof. Josef Nussbaumer und Prof. Andreas Exenberger, im Zuge ihrer Recherchen berechnet.

Wie lebt sich ́s im Dorf

Weil mit diesem steten Wachstum im Verhältnis zur Relation auch die Vorkommnisse, Schätze und Ressourcen schrumpfen, könnten eigentlich nur mehr 85 Personen (bzw. 22 Amerikaner oder 240 Südasiaten gemessen an deren Lebensstil) in Globo versorgt werden. Erfunden haben die zwei Forscher diese Zahlen nicht, sondern sie ergeben sich, statistisch herunter gebrochen, aus realen Daten unserer Welt, in der wir alle leben. So lebten entsprechend den Dimensionen der Weltbevölkerung 2000 fünf Personen in Amerika, neun in Lateinamerika, zwölf in Europa (inklusive Russland), 13 in Afrika und die restlichen 61 in Asien. Weiters besitzen die Menschen im Teil Nordamerika rund zwanzigmal so viel wie jene in Afrika.

Ingesamt gibt es in Globo elf Autos, ebenso elf private Handfeuerwaffen, die oft- mals im Besitz ein und derselben Person sind. Zwei Personen teilen sich 50 Prozent des gesamten Vermögens, während die Hälfte aller (50) lediglich ein Prozent davon besitzen. Beinahe zwei Drittel des gesamten Konsums entfallen auf 12 Menschen, 30 Prozent auf die restlichen 88, etc.

Lesbar für Schüler und Politiker

Diese anteilsmäßige Verringerung der Bevölkerung auf ein Dorf namens Globo mit 100 Einwohnern, eben eine überschaubare Anzahl, illustriert in anschaulicher Art und Weise die Verformungen und Ungerechtigkeiten, die rund um den Globus vorherrschen. Die Ungleichheiten werden anhand eindringlicher Bei- spiele im 200-seitigen Buch aufgezeigt und es spiegelt so das Leben und die Zustände, in der wir heute leben, wider. Wichtig war den beiden Autoren, dass sie die Ergebnisse ihrer Studie in einem Buch zusammenfassen, das jeder lesen kann. Eben vom Schüler über den Manager bis hin zum Politiker. Und das haben sie erreicht. Zudem spenden sie den Erlös aus dem Verkauf der Bücher wohltätigen Organisationen, die sich speziell mit den Ärmsten der Armen auseinandersetzen.

 

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