Buchtipp: “Unser kleines Dorf”
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Es ist Halbzeit bei der UN-Klimakonferenz in Cancún. Zu den wenigen Lichtblicken, die dort vermeldet werden, gehört die Entwaldungsbilanz 2010 aus Brasilien. Demzufolge wurden am Amazonas im vergangenen Jahr so wenige Bäume abgeholzt wie seit Beginn der Messungen 1988.
Die Anstrengungen im Kampf gegen den Klimawandel müssen aber weitergehen.
Wie schlimm es um unsere Welt insgesamt steht, können wir Normalbürger oftmals gar nicht begreifen, gäbe es da nicht ein kleines Buch, das uns die Welt auf einem kleinen Raster präsentiert, als kleines Dorf mit nur 100 Menschen. Globo, so heißt das Dorf, das aus sechs Weilern besteht. Doch durch die Verkleinerung der Welt, werden die Probleme nicht kleiner, sie werden nur deutlicher und nachvollziehbar:
So verfügen nur zwei Menschen über die Hälfte des dörflichen Reichtums. 17 Menschen hungern, während gleichzeitig 11 Menschen übergewichtig bzw. fettleibig sind. 15 Menschen leben in Slums, 20 haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Von den 20 Kindern des Dorfes im Alter zwischen fünf und 14 Jahren müssen vier arbeiten, um zu überleben.
Wie aber konnte es zu solch einer Entwicklung kommen? Das laut Autoren seit zwei Jahrhunderten bestehende „Anthropozän”, die Menschenzeit, hat diese Veränderungen herbeigeführt, die in schon vom US- Zukunftsforscher Jeremy Rifkin formulierten Krisen münden: das Ende der zweiten industriellen Revolution, das Ende des fossilen Zeitalters und nicht zuletzt den Klimawandel.
Diese Entwicklungen werden von den Autoren in Globo beschrieben und durch Grafiken und Diagramme verständlich veranschaulicht: Die Bevölkerungsentwicklung, die eine Verdichtung in Europa und Asien aufweist, sowie der demographische Wandel, beides macht ein anderes Denken notwendig. Eine Wirtschaftsentwicklung, die auch in Globo ungleichgewichtig verläuft, denn von Innovation und Handel profitieren nur wenige Bürger, ebenso wie die Ernährungs- und Energieversorgung.
Die größten Probleme sind in einem eigenen Kapitel zusammengefasst, doch einfache Rezepte und Lösungen gibt es nicht. Es wird aber beschrieben, wo die Möglichkeiten von Veränderungen liegen, sich neue Trends entwickeln und Krisen und Konflikte lauern.
Den Autoren Josef Nussbaumer, Andreas Exenberger und Stefan Neuner ist mit diesem Buch ein wichtiger Beitrag gelungen, Wissen über die wesentlichen Probleme der Welt zu vermitteln und auf beeindruckende Weise bewußt zu machen.
Die Autoren:
Josef Nussbaumer:
Idee, Recherche und Textgrundlage. Professor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Historiker und Ökonom am Institut für Wirtschaftstheorie, -politik und -geschichte an der Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
Andreas Exenberger
Textbearbeitung und Sekundärrecherche. Dozent der Wirtschafts- und Sozialgeschichte, Ökonom und Politologe am Institut für Wirtschaftstheorie, -politik und -geschichte an der Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
Stefan Neuner
Graphiken und Umschlaggestaltung. Diplomierter Betriebswirt und angehender Wirtschafts- und Sozialhistoriker.