Globo ist ein kleines Dorf mit 100 Menschen. Diese Menschen leben etwas verstreut in fünf Weilern: 5 Menschen leben in „Nordamerika“, 8 in „Lateinamerika“, 10 in „Europa“, 16 in „Afrika“ und 61 in „Asien“. Sie wohnen in dieser kleinen Gemeinschaft zwar recht nah beieinander und sie haben auch sehr viel miteinander zu tun, es gibt aber auch einiges, das sie trennt, und sie treffen sich nur selten in großer Runde. Dass sie sich so selten treffen, mag auch daran liegen, dass sich zwischen diesen Weilern viel Wasser befindet und man daher ein Boot braucht, wenn man von einem Ort zum anderen kommen möchte. Das kostet etwas Mühe, auch wenn eine Überfahrt nirgends in Globo länger als ein paar Minuten dauert und die meisten Distanzen letztlich schwimmbar wären. Die beiden Weiler Nordamerika und Lateinamerika sind aber von den anderen sogar ganz durch das Wasser getrennt und auch der Weiler Afrika ist mit Europa und Asien nur durch ein schmales Landstück verbunden. Wasser dominiert also das Bild des Dorfes aus der Vogelperspektive. Die Menschen sehen in diesem kleinen Meer und seinen Inseln daher sogar so etwas wie einen eigenen Weiler und nennen ihn „Ozeanien“.
Dort lebt allerdings niemand. Dass die Menschen sich so selten treffen, mag aber auch darin begründet sein, dass manche Teile des Dorfes nicht ohne weiteres von allen betreten werden dürfen. Manchmal halten sie sogar Mauern fern. Eine echte Gemeinschaft sieht wohl anders aus. Die Menschen in Globo leben aber auch sonst in einer seltsamen Welt. Sie ist ein Quadrat von etwa 7 Quadratkilometern Fläche, also könnte die größte Entfernung zwischen zwei Menschen im Dorf nur rund 3.700 Meter Luftlinie betragen. Weiter distanzieren kann man sich nicht und wäre da nicht so viel Wasser, könnte man die Strecke in einer Stunde zu Fuß zurücklegen. Auch scheint der Winter nur manche Regionen des Dorfes zu besuchen (vor allem eine Insel weit draußen im Meer und eine Wasserfläche in der Mitte), während es in anderen immer warm ist. Überhaupt regnet es an manchen Plätzen viel, an anderen hingegen kaum oder gar nicht, oft weniger als hundert Meter nebeneinander. In manchen Gegenden wächst daher sehr wenig, ja es finden sich sogar ewiges Eis und Sanddünen, während es anderswo üppig grünt und es dichte Wälder, weite Wiesen und fruchtbare Äcker gibt. Dort sammelt sich das Wasser zu kurzen Süßwasserflüssen und in kleinen Seen, während wieder anderswo sich Felsen zu kleinen Bergen und Klippen auftürmen. Das meiste der Scheibe besteht aber ohnehin aus dem Salzwassermeer, denn das Land und damit die Menschen drängen sich auf kaum 2 Quadratkilometern Landfläche, von denen einiges (wie Eis-, Gebirgs- und Wüstenflächen) nicht einmal bewohnbar ist. Letztlich dient nur ungefähr die Hälfte dieser Fläche als Dauernutzungsraum für die Menschen.
Leseprobe: Ein Abend der zu denken gab
ISOCELLER #9, Seite 45