Eine beeindruckend haptische Darstellung sozio-ökonomischer Zusammenhänge ist Wirtschaftshistoriker Josef Nussbaumer mit dem Band „Globo“ gelungen.
LehrerInnen, die Geografie und Wirtschaftskunde unterrichten, werden dieses Buch lieben. Denn „Globo“ beschreibt die Welt mit all ihren sozio-ökonomischen Aspekten als Dorf mit einhundert Menschen. Das macht globale Probleme von Armut über Hunger und Waldsterben bis Gesundheitsversorgung und Mitbestimmung greifbarer und mögliche Lösungen klarer. Und das funktioniert nur deshalb, weil Wirtschaftshistoriker wie Josef Nussbaumer, der vor seiner Emeritierung an der Universität Innsbruck lehrte, samt Team dankenswerter einen Blick für das große Ganze haben.
In ihrem Buch kommen auf die so verdichtete Weltbevölkerung hochgerechnet 20 Rinder, 16 Schafe, je 13 Schweine und Ziegen, vier Hasen, drei Büffel sowie je ein Pferd, Esel und Kamel gegenüber. Der Hinweis auf die industrialisierte Landwirtschaft und deren Ernte, „die gar nichts mit Essen zu tun hat“ und nicht „in den Mägen der Menschen“ landet, ist hier inkludiert. „Gemacht wird auch in Globo das, was mehr Gewinn bringt.“ Wie in einem Lego-Spiel, in dem die Währung Oro heißt.
Die Regeln, nach wie „gespielt“ wird, also wie die Autoren komplexe globale Zusammenhänge herunterbrechen, folgen den 17 nachhaltigen Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals, SDG) der Vereinten Nationen (UN). Die Wirtschaftshistoriker geben den Menschen aus Globo auch ein (nicht nur statistisches) Gesicht und stellen sie individuell vor, von ganz arm bis zu ganz reich.
Der 45-jährigen Breda aus dem „Weiler“ Europa mit einem Index der menschlichen Entwicklung (HDI) von 0,965 und einem Lebensstandard von 139 Oro pro Tag stehen beispielsweise der achtjährige Kano aus Afrika (HDI: 0,383, Lebensstandard: 1 Oro), Rosario (52) aus Lateinamerika (HDI: 0,812, Lebensstandard: 119 Oro) oder Wu (24) aus China (HDI: 0,699, Lebensstandard: 26 Oro) gegenüber.
Diese praktischerweise sehr haptisch wirkende Darstellung ist laut dem Autoren-Team weltweit einzigartig – und hat jahrelange Arbeit, so Josef Nussbaumer, „um Gottes Lohn“ bedeutet. Das hat sich sichtlich gelohnt. Auf diese Art werden Weltprobleme auch bei der am Nachttisch bereit gelegten Lektüre nachvollziehbar. Zumal sich der Band sehr leicht und flüssig liest. Anschauliche Grafiken machen die Zusammenhänge des globalisierten Zustandes unseres Planeten nochmals verständlicher. Der ausführliche Anhang, der fast ein Viertel des Gesamtumfanges ausmacht, stellt nicht nur die „statistischen Personen“ vor, derer sich die Autoren für ihre Ausführungen bedienen. Sondern liefert zudem wertvolle Literaturtipps und Links zum Weiterlesen bereit.
Dass „Globo“ mit einem Appell endet nach dem Motto, eine bessere Welt ist möglich, wenn das vorhandene Gut besser auf alle verteilt wird, will Hoffnung versprühen. Die können wir im Zeitalter der einmaligen Covid19-Pandemie gut brauchen.
Buchtipp: Die Welt als Dorf
Kompetenz Online (GPA-djp)