Beitrag: Hoffnung für Hilfsbedürftige
slw, März 2020, S 4
In Zeiten, in denen Populisten den Menschen einreden, wie schlecht es um die Gesellschaft steht, präsentieren Josef Nussbaumer und Stefan Neuner ihr „Gegenmittel“: Sie zeigen in ihrem Buch „Hoffnungstropfen Tirol“ hoffnungsvolle Initiativen im ganzen Land.
Die ältere Generation kann sich noch daran erinnern, doch für viele junge Menschen sind die Lebensumstände kaum vorstellbar, wie sie in Tirol noch bis in die 1950er-Jahre den Alltag bestimmt haben: Erst 1953 (acht Jahre nach Kriegsende) konnte die Lebensmittelzuteilung durch Lebensmittelkarten endgültig aufgegeben werden. Knapp waren damals aber nicht nur die Nahrungsmittel – sondern auch Wohnungen, Energie, ja praktisch alles, was man zum täglichen Leben brauchte. Als exzellenter Sozial- und Wirtschaftsgeschichte-Kenner sprudeln viele interessante Details aus Josef Nussbaumer während der Präsentation seines neuen Buchs. Sein Vortrag ist gespickt mit Anekdoten und humorvollen Seitenhieben – man könnte ihm stundenlang zuhören.
Hören und staunen, wie sehr sich das Leben hierzulande in den letzten 70 Jahren in praktisch allen Lebensbereichen zum Positiven verändert hat. Oder haben Sie gewusst, dass nur ein bisschen mehr als jede zehnte Wohnung in Tirol damals eine Dusche hatte? Dass ein Badezimmer in einer Wohnung eine Sensation und elektrischer Strom in weiten Teilen des Landes nicht selbstverständlich war?
Josef Nussbaumer hat gemeinsam mit Stefan Neuner viele spannende Details gesammelt, welche Initiativen und Projekte das Leben der Menschen hierzulande in den letzten Jahrzehnten verbessert und bereichert haben. Die Idee dazu kam nach Erscheinen des vorigen Buches: Hier haben die beiden 2017 wunderbare Geschichten von Einzel-Initiativen zusammengetragen, die durch ihr Engagement in der Welt viel Gutes bewirkt haben. Immer wurden sie danach gefragt, ob es auch regionale Leit- stern-Projekte gibt, die sich für Menschen in schwierigen Lebenslagen engagieren. Projekte, die zeigen: Es gibt sie. Die gelebte Mitmenschlichkeit und Solidarität mit Menschen, die Hilfe brauchen oder in Not sind. Daraus ist nun das Buch „Hoffnungstropfen Tirol“ entstanden, das einen breiten Bogen spannt und viele Hilfsprojekte vorstellt – manche sehr prominente wie die 1945 gegründete Caritas oder die SOS-Kinderdörfer (seit 1949), aber auch weniger bekannte wie das Innsbrucker Marien- heim: Für viele Patienten ist es wichtig, während eines Klink-Aufenthalts von jemandem begleitet zu werden, dem sie vertrauen. Seit 1991 bietet das Marienheim eine günstige Wohnmöglichkeit für Patienten-Begleiterinnen und -Begleiter.
„Ein bisserl was kann man immer tun, um anderen zu helfen“, fasst Josef Nussbaumer zusammen und weist auf die Berechnungen von Andreas Exenberger hin: Wo würde der Durchschnittstiroler stehen, wenn die Welt ein Dorf mit 100 Menschen wäre? Nur fünf wären besser gestellt, aber 94 Menschen wären deutlich ärmer! Daher plädiert Josef Nussbaumer dafür, auch an jene zu denken, die in Tirol und an anderen Orten der Welt Hilfe und Unterstützung brauchen. Stefan Neuner und er selbst gehen mit gutem Beispiel voran: Die Erlöse der Bücher und ihrer Vorträge kommen zur Gänze lokalen, aber auch globalen Sozialprojekten zugute.