Beitrag: Alles in Allem gesegnet
Pfarrbrief Kranebitten, Diözese Innsbruck
Siegfried Weger
Alles in Allem gesegnet „Alles in Allem vom Glück verfolgt. Alles in Allem gesegnet“ – mit diesen Sätzen André Hellers verblüffte Pfarrer Bernhard seine Gemeinde bei der Sonntagspredigt und ließ als Draufgabe den Song am Handy erklingen. Aber kann man dieser Mutmacherbotschaft glauben? Die Medien überbieten sich mit Horrormeldungen: Katastrophen, Kriege, Verfolgung, Flucht, Umweltzerstörung! Und da sollen wir gesegnet sein?
Evolutionär bedingte MiesMacher
Pessimismus ist angesagt. Auch wenn es uns besser geht als früher. Offenbar diente im Laufe der Menschheitsgeschichte die Überbetonung negativer Ereignisse dem Überleben in einer feindlichen Umwelt. Optimisten wurden eher gefressen. Sorgen und Ängste dominieren unsere Gedankenwelt. Diese und viele andere Erkenntnisse zu diesem Thema stammen von Josef Nussbaumer, der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte an der Universität Innsbruck unterrichtete. Zusammen mit Stefan Neuner
(Sozial- und Wirtschaftshistoriker) veröffentlichte er das Büchlein „Hoffnungstropfen“ – ein kleiner Gegenstrom in der Flut der Negativmeldungen. Josef Nussbaumer ist kein Realitätsverweigerer. Er weiß um die Missstände, aber auch um ein weltweit aufblühendes „Und trotzdem“.
Einige Hoffnungstropfen gefällig?
Der Anteil der Hungernden ist zurückgegangen. Es gab in den letzten 50 Jahren keine Hungerkatastrophe mit Millionen Toten mehr. Heute weiß man: Hunger ist ein Verteilungsproblem. Der Anteil der Unterernährten ist von 70% (1870) auf 10% (2015) gesunken. Bis 2030 soll der Hunger auf der Welt verschwunden sein. Der Anteil der Weltbevölkerung, der Zu- gang zu sauberem Wasser hat, hat sich in den letzten drei Jahrzehnten von 75% auf 90% erhöht. In den letzten 25 Jahren sank die Kindersterblichkeit um mehr als die Hälfte. Die Müttersterblichkeit bietet eine ähnlich hoffnungsvolle Entwicklung. Bei der Seuchenbekämpfung wurden enorme Erfolge verzeichnet. Und die weltweite Lebenserwartung ist in den letzten 35 Jahren um 10 Jahre gestiegen.
In den sehr empfehlenswerten Büchern „Hoffnungstropfen“ und „Hoffnungstropfen Tirol“ sind noch jede Menge weitere Beispiele, Zahlen und Statistiken zu finden. Lektüre zum Aufatmen gegen die Verzweiflung und Resignation. Vielleicht hat er ja doch recht der André Heller, wenn er singt: „Alles in Allem gesegnet“.