Rezension: Wie kleine Initiativen Hoffnung geben
Von Gerald Winter-Pölsler
Neue Vorarlberger Zeitung, 29.12.2017, S 32
Die Geburtenrate in Afrika liegt bei 4,7 Kindern pro Frau. Das ist doppelt so viel wie der weltweite Durchschnitt – und für viele ein Alarmsignal, weil durch das hohe Bevölkerungswachstum neue große Fluchtbewegungen nach Europa befürchtet werden. Aber die Rat von 4,7 ist auch um ein Drittel niedriger als noch vor 30 Jahren. In den späten 1980er-Jahren lag die Geburtenrate in Afrika bei 6,7.
Es sind Beispiele wie diese, die die Ökonomen Josef Nussbaumer und Stefan Neuner in ihrem neuen Buch „Hoffnungstropfen“ anführen. Sie zeigen auf, dass trotz aller Katastrophen eine Veränderung zum Besseren möglich ist und passiert. „Wir waren selbst überrascht, wie viele Sachen wir entdeckt haben“, sagt Nussbaumer. „Es geht um den Block, den man auf die Welt hat. Mit einer dunklen Brille auf der Nase darf man sich nicht wundern, wenn alles dunkel erscheint.“
Naivität will er sich dabei nicht vorwerfen lassen. „Unsere Botschaft ist ja nicht: Die Welt ist gut. Wir kennen die Probleme sehr wohl“, so Nussbaumer, der als Professor an der Uni Innsbruck am Institut für Wirtschaftstheorie lehrte. Bekannt wurden die Autoren mit dem Buch „Unser kleines Dorf. Die Welt mit 100 Menschen“.
Jetzt will Nussbaumer gegen eine Lethargie ankämpfen, die einen überfallen kann anlässlich der vielen Katastrophen- und Elendsmeldungen aus aller Welt. Zum Beispiel: Laut UN haben heute 815 Millionen Menschen weltweit nicht genug zu essen und leiden Hunger. Eine unvorstellbare Zahl. Die aber 1990 noch viel höher war. Damals waren mehr als eine Milliarde Menschen von Hunger bedroht.
In ihrem Buch stellen die Autoren Projekte und oft genug Einzelkämpfer vor, die die Welt ein Stück besser machen – aus ihrer Sicht sind das Hoffnungstropfen für die Welt. „Um zu wirken, braucht es eine starke Zivilgesellschaft“, so Nussbaumer. „Ohne Druck der Zivilgesellschaft wird sich auch die Politik nicht ändern.“